Pressemitteilung | 13.02.2006

Domain pulse in Berlin beschäftigt sich mit dem Internet der Zukunft

Größte Fachtagung im deutschsprachigen Raum rund um das Thema Domains und Internet Governance – Technische Aspekte und institutionelle Weiterentwicklung des Internet standen im Mittelpunkt

In Berlin trafen sich am 9. und 10. Februar 2006 etwa 200 Vertreter aus IT-Unternehmen, Politik, Recht und Wirtschaft auf Einladung der deutschen Domainregistrierungsstelle DENIC zum dritten Domain pulse. Die Fachtagung rund um das Thema Domains wird in jährlichem Wechsel von der DENIC und ihren österreichischen und schweizer Pendants nic.at und SWITCH ausgerichtet.

In einem Grußwort beglückwünschte Dagmar Wöhrl, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, die Veranstalterin DENIC zu ihrer erfolgreichen Arbeit in den letzten Jahren. Sie ermutigte die ITK-Industrie, die Regulierungsabsichten der Politik kritisch zu hinterfragen und nötigenfalls auch zu verhindern.

Die Themen der Konferenz lassen sich in diesem Jahr unter dem Oberbegriff „Perspektiven des Internets“ zusammenfassen. So standen die im Jahr 2004 auch in Deutschland eingeführten Internationalisierten Domains (IDNs) im Mittelpunkt einer der Diskussionsrunden. IDNs ermöglichen die Verwendung von Umlauten und anderen Schriften als der lateinischen. In den deutschsprachigen Ländern haben sie inzwischen einen Marktanteil von drei bis vier Prozent erreicht. Taiwan kommt auf einen Wert von fast fünfzig Prozent. Die Benutzung von IDNs wurde bislang dadurch erschwert, dass der Marktführer bei Internet-Browsern, Microsofts Internet Explorer, IDNs nicht anzeigen konnte. Michel Suignard, Programmmanager bei Microsoft, konnte auf dem Domain pulse jedoch schon den neuen Internet Explorer 7 vorführen, der nun auch IDNs unterstützen wird.

Zusätzlich zu den seit langem etablierten Domainendungen wie .de oder .com sind seit einigen Jahre neue Top Level Domains eingerichtet worden. Auf dem Domain pulse wurden die Pläne für einige davon vorgestellt. Dazu gehört .berlin, die eine Identität im Netz für Berlin und alle Berliner schaffen will. Speziell für mobile Endgeräte ist .mobi gedacht. Unter dieser Endung sollen nur Inhalte abgelegt werden, die auf Handys oder anderen Geräten mit Kleinbildschirmen gut darstellbar sind.

Kontrovers diskutiert wurde die weitere Entwicklung der globalen Internet Governance nach dem Weltgipfel zur Informationsgesellschaft in Tunis im November 2005. Der Chef der internationalen Internet-Koordinierungsstelle ICANN, der Australier Paul Twomey, sprach sich für eine Fortsetzung des bewährten selbstregulierten und privatwirtschaftlichen Ansatzes aus. Er ermögliche eine transparente und angemessene Beteiligung aller relevanten Interessengruppen. Der deutsche Regierungsvertreter bei ICANN, Michael Leibrandt, warnte davor, die Form der Selbstverwaltung überzubewerten. Auch die Bedeutung von ICANN werde oft überschätzt. Er spricht den Regierungen eine entscheidende Rolle bei der Internetverwaltung zu, da nur sie in der Lage seien, demokratische Rechte durchzusetzen. Der Österreicher Christian Singer als Vertreter der europäischen Ratspräsidentschaft sprach sich dafür aus, das Schwergewicht der privaten Verwaltung des Internets nicht anzutasten, da sich diese privatwirtschaftliche Struktur bewährt habe. Auch er betonte, dass wie bisher die nationalen Regierungen einbezogen werden sollen.

„Es gibt keine Vorgaben, wie das Internet auszusehen hat, wir müssen eine Vision schaffen“, lautete das Credo von Paul Mockapetris, dem Erfinder des Domain Names Systems (DNS). Man könne dabei aber aus den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte lernen. Die Nutzung des DNS wachse exponentiell. Dies sei auf viele neue Anwendungen zurückzuführen, die auf diesem System aufbauen, wie beispielsweise ENUM, das Domain mit Telefonnummern verknüpft, oder die Funkchips RFID.

„Muss man vor dem Internet Angst haben?“ lautete der provokant formulierte Titel einer Diskussionsrunde mit den Internet-Experten der im Bundestag vertretenen Fraktionen. Alle sprachen sich gegen eine weitere Regulierung aus. Die existierenden Gesetzte reichten aus, um z. B. gegen Phishing oder Spam vorzugehen, erklärte Günter Krings von der CDU. Heiko Hilker von der Linkspartei betonte, wichtiger als gesetzliche Vorgaben sei eine handlungsorientierte Medienarbeit, die den Nutzer des Internets in die Lage versetze, Gefahren zu erkennen und damit umzugehen. „Das Internet ist so erfolgreich, weil der Staat sich herausgehalten hat“, resümierte Hans-Joachim Otto von der FDP.

Beim Thema Vorratspeicherung von Verbindungsdaten und Überwachungsmaßnahmen sah nicht nur Grietje Bettin (Bündnis 90/Die Grünen) kein Verhältnis mehr zwischen Aufwand und Nutzen. Die notwendigen Investitionen betragen für größere Provider leicht mehrere hunderttausend Euro. Von den Behörden wurden aber nur eine Handvoll Anfragen nach diesen Daten gestellt. Hans-Joachim Otto warnte davor, Otto Normalverbraucher bei der Internetnutzung unter einen Generalverdacht zu stellen.

Der nächste Domain pulse findet am 8. und 9. Februar 2007 in Baden bei Zürich statt.

Weitere Information zur Veranstaltung inklusive aller Vortragsunterlagen finden Sie auf der Domain pulse-Webseite http://www.domainpulse.de.