DENIC positioniert sich zur Zukunft der Internetverwaltung
Die zentrale Registrierungsstelle für die deutsche Länderkennung .de – DENIC – hat gemeinsam mit der Bundesregierung und anderen deutschen Interessengruppen ein Positionspapier mit Handlungsempfehlungen für die künftige Aufsicht über die so genannten IANA-Funktionen erarbeitet.
Die US-Regierung hat im März des vergangenen Jahres angekündigt, auf die alleinige Kontrolle von Kernfunktionen des Internets, die von der Internet Assigned Numbers Authority (IANA), einer Organisationseinheit der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), ausgeführt werden, verzichten zu wollen, sofern bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten werden. ICANN ist eine der globalen Selbstverwaltungsorganisationen des Internets und insbesondere für die Koordinierung und Vergabe wesentlicher Internetressourcen zuständig.
Bei der Ankündigung der US-Regierung geht es um die Aufsicht über die so genannten IANA-Funktionen, die ICANN aufgrund eines Vertrages mit der US-Regierung ausübt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um technisch-administrative Funktionen wie das Management von IP-Adressen, das Protokoll-Parameter-Management sowie die Verwaltung der so genannten Root-Zone.
ICANN wurde mit der Entwicklung eines Vorschlages, wie die künftige Aufsicht über die IANA-Funktionen ausgestaltet werden könnte, beauftragt. ICANN trifft seine Entscheidungen in so genannten Multi-Stakeholder Prozessen, an denen Regierungen, Unternehmen, technische Akteure, Wissenschaft und Zivilgesellschaft mitwirken.
Die aktuelle Diskussion in eigens dafür aufgestellten Arbeitsgruppen unterteilt sich in zwei Themenbereiche: Zum einen den Übergang der Aufsichtsfunktion über die technisch-administrativen IANA-Funktionen (IANA Stewardship Transition), zum anderen die generelle Verantwortlichkeit von ICANN (ICANN Accountability), mit dem Ziel, ein verantwortungsvolles Handeln ICANNs im Interesse der globalen Öffentlichkeit sicherzustellen.
Der Vertrag der US-Regierung für die IANA-Funktion läuft am 30.September 2015 aus. Bis dahin soll ein Zukunftsmodell gefunden sein. Die deutsche Internet Community liefert dazu einen Beitrag.
Gemeinsame Position der deutschen Interessengruppen
„Die Neuregelung der Aufsicht über die IANA-Funktionen ist eine Chance, aktiv an der Gestaltung der Prozesse zum zukünftigen Management wesentlicher Internet-Ressourcen mitzuwirken“, betont DENIC-CEO Dr. Jörg Schweiger.
Zentrale Leitlinie ist dabei die klare Befürwortung des Multi-Stakeholder-Ansatzes, bei dem die verschiedenen relevanten Gruppen (Stakeholder) in ihrer spezifischen Rolle gleichberechtigt an der Ausarbeitung, Entscheidung und Umsetzung von Prozessen und Regeln für das globale Internet beteiligt sind.
Oberste Priorität für die IANA Transition ist, „eine stabile, sichere und unkomplizierte Lösung zu schaffen. Der Übergang darf auf keinen Fall mit einer Unterbrechung der Internetdienste einhergehen“, so Schweiger.
Die Bundesregierung – vertreten durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – und DENIC untermauern, dass Regelungen bezüglich der länderspezifischen Domains – insbesondere auch .de –weiterhin allein innerhalb des betreffenden Landes im Einklang mit den dort geltenden Festlegungen und gesetzlichen Bestimmungen getroffen werden. Die etablierten und gelebten TLD-Policies, die sich seit vielen Jahren bewährt haben, sollten unverändert fortbestehen können. Vorgaben von ICANN müssen im Einklang mit nationalem Recht stehen oder Ausnahmeregelungen erlauben.