DENIC bereitet Beginn des ENUM-Wirkbetriebs vor
Neue Kommunikationstechnologie soll noch in diesem Jahr an den Start gehen
Nach einer mehrjährigen Testphase soll ENUM zum Ende des Jahres in den Wirkbetrieb übergehen. So sehen es die Planungen der DENIC eG vor, die am 28. September auf dem 5. ENUM-Tag vorgestellt wurden. ENUM ist eine neue Technologie, die eine Brücke zwischen Telefonie und Internet schlägt. Über ENUM und die damit verknüpften Dienste wird den Nutzern anhand der üblichen Rufnummern die gesamte Welt der Kommunikation eröffnet. Über eine Nummer sind dann Festnetz- und Mobilanschlüsse, aber auch Faxgeräte und sogar E-Mail-Adressen oder Webseiten erreichbar. Daneben findet ENUM auch Anwendung bei der Kopplung von Voice-over-IP-Netzen.
Die DENIC als Domainregistrierungsstelle hat seit September 2002 unter Beteiligung vieler Provider und anderer interessierter Unternehmen und Einrichtungen ENUM-Domains in einem Testbetrieb eingeführt. Zum Abschluss der Testphase konnte eine positive Bilanz gezogen werden. „Für die erfolgreiche Markteinführung von ENUM ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Der Markt wartet auf ENUM“, sagte Andreas Bäß, Vorstandsmitglied der DENIC eG, während der Vorstellung des Abschlussberichtes zum Feldversuch auf dem ENUM-Tag. Es herrsche großes Einvernehmen bei allen Beteiligten, dass das Produkt ENUM die Marktreife erreicht hat. Für den Kunden, der ENUM nutzen will, bedeutet der Übergang in der Wirkbetrieb, dass zukünftig zusätzliche Produktlösungen von immer mehr Anbietern zur Auswahl stehen werden. Schon jetzt können über 60 DENIC-Mitglieder ENUM-Domains in Auftrag werden. Derzeit sind bereits mehr als 3.600 dieser Domains registriert. Dies erscheint wenig, doch unter jeder ENUM-Domain lassen sich komplette Telefonanlagen mit beliebig vielen Nebenstellen betreiben, so dass die Zahl der Anwender von ENUM deutlich höher ist. So hat beispielsweise die Universität des Saarlandes in Saarbrücken ENUM für alle Universitätsanschlüsse im Einsatz.
Auf dem 5. ENUM-Tag konnten sich die Teilnehmer daneben über eine ganze Reihe weitere Themen informieren. Richard Shockey, Leiter der ENUM-Arbeitsgruppe bei dem internationalen Standardisierungsgremium IETF, stellte den derzeitigen Stand der Standardisierungsbemühungen und die Pläne für zukünftige Weiterentwicklungen vor. Auf die Herausforderungen, die auf die Anbieter von Voice over IP-Diensten bezüglich Nummerierung und Routing zukommen, informierte Dr. Martin Fröhlich. ENUM als Brücke zwischen der Telefonie- und der Internetwelt kann auch hier Lösungsansätze bereit stellen. Ein Gateway, mit dem Voice over IP-Teilnehmer mittels eines ENUM-Lookups auch aus dem Festnetz erreichbar sind, wurde von Michael Volpert vorgestellt.
Die Präsentationen und Vortragsunterlagen sind in Kürze hier auf den Webseiten zu finden.
Hintergrund: ENUM
ENUM leitet sich ab von telephone number mapping und steht für ein Protokoll, mit dem Ressourcen aus dem Telekommunikations- und dem Internetbereich verknüpft werden können. Es definiert eine Vorschrift, mit der eine Telefonnummer in eindeutiger Weise auf eine Domain abgebildet wird. Aus der Rufnummer +49 69-272350 wird so durch Umkehrung der Reihenfolge und Einfügen von Punkten nach jeder Ziffer die Domain 0.5.3.2.7.2.9.6.9.4.e164.arpa. Diese Domain kann nun zur Identifizierung unterschiedlicher Kommunikationsdienste herangezogen werden, zum Beispiel Fax, Mobilfunk, Voice Mail Systeme, E-Mail-Adressen, SIP-Adressen, Webseiten oder Anrufumleitungen.
Die Idee, die hinter ENUM steckt, ist so einfach wie bestechend. Statt sich mit einer Vielzahl von Rufnummern und Adressen für Privat- und Bürotelefon, Handy, Fax, E-Mail oder Webseite auseinandersetzen zu müssen, die nur mit sehr viel Aufwand aktuell zu halten sind, genügt es in Zukunft, eine einzige Nummer in sein Adressverzeichnis einzutragen. Die Zuordnung zu den jeweils passenden Ausgabegeräten übernehmen die Einträge im ENUM-Nameserver, den der Provider für den Kunden zur Verfügung stellt.
Durch die Verknüpfung von Telefonnummern und Internet-Ressourcen ergeben sich völlig neue Dienste. Ein Basisdienst ist das Auffinden eines telephoniefähigen Internet-Endgerätes von einem herkömmlichen Telefon aus. Optional liefert ENUM aber auch Hinweise auf zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten. Sollte ein telephoniefähiges Internet-Endgerät nicht erreichbar sein, kann aus der Liste weiterer Anwendungen eine entsprechende Alternative ausgewählt werden.
Häufig wird ENUM auch genutzt, um Verbindungen zwischen Voice-over-IP-Endgeräten herzustellen, die in unterschiedlichen Providernetzen liegen. So wird verhindert, dass bei Telefonaten über das Internet über Netzgrenzen hinweg der Umweg über das herkömmliche Telefonnetz gewählt werden muss, was den Kostenvorteil der Internettelefonie wieder zunichte macht.
Weitere Information zu ENUM erhält man auf den ENUM-Seiten der DENIC.