Auch Thunderbird 45 dank DENIC-Quellcodespende nun IDNA-fähig
DENIC hat einen Teil des Codes für die am 12. April 2016 veröffentlichte Version 45 des freien E-Mail-Clients Mozilla Thunderbird beigesteuert: Dank dieser Spende an die Open Source Community unterstützt Thunderbird nun – neben verschiedenen anderen neuen Funktionalitäten – erstmals bestimmte Sonderzeichen (Internationalized Domain Names, IDNs) wie beispielsweise den deutschen Buchstaben „Eszett“ (ß) in E-Mail-Adressen.
Enthielt der Domainbestandteil einer E-Mail-Adresse (also der Teil hinter dem [at]-Zeichen) das Zeichen „ß“, so wurde dieses bislang automatisch in die Zeichenfolge „ss“ konvertiert. Dabei sind Mailprogramme schon seit August 2010 theoretisch in der Lage, das Sonderzeichen zu verwenden. Damals war der Internet-Standard für internationalisierte Domains in Anwendungen (IDNA2008) durch die Internet Engineering Task Force (IETF) entsprechend angepasst worden.
Auch DENIC hatte das Eszett bereits vor mehr als fünf Jahren in den zulässigen Zeichensatz zur Registrierung von .de-Domains aufgenommen. Die praktische Nutzbarkeit war aber aufgrund der bisher fehlenden Unterstützung in Webbrowsern und Mail-Anwendungen eingeschränkt.
Von der DENIC-kodierten Neuerung in Thunderbird 45 profitieren auch die Nutzer weiterer Sprachfamilien, die nicht auf dem lateinischen Zeichensatz basieren: Denn damit steht nun erstmals das gesamte Zeichenspektrum von IDNA2008 in Thunderbird zur Verfügung. Zudem können verschiedene Schriftzeichen aus dem Griechischen sowie in Farsi und Sinhala, für die zuvor auf Umleitungen zurückgegriffen werden musste, im aktuellen Thunderbird nun ebenfalls als eigenständige Zeichen in Domains aufgelöst werden.
Insgesamt erlaubt der IDNA2008-Standard, der auf dem Unicode-Zeichensatz aufsetzt, Tausende neuer Zeichen aus diversen Schriftsystemen zu kodieren. Dadurch lassen sich, entsprechende Client-Unterstützung vorausgesetzt, mehrere Zehntausend Zeichen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Schriftsysteme in Internetbrowsern und E-Mail-Anwendungen aktiv nutzen. Welche Programme derzeit IDNA-fähig sind, zeigt eine Zusammenstellung auf den DENIC-Webseiten.
Gespendeter IDNA-Quellcode zuvor schon in Firefox 45 implementiert
Bereits seit Anfang März verwendet die jüngste Version des Mozilla-Browsers Firefox (Firefox 45) den von DENIC gespendeten IDNA-Quellcode und erlaubt Internetnutzern damit, Domains aufzurufen, die bestimmte Sonderzeichen wie beispielsweise den deutschen Buchstaben „Eszett“ (ß) enthalten. Zunächst noch nicht nutzbar ist der neue Code momentan in der Anwendung Firefox für Android. Grund sind die Besonderheiten der Google-Plattform.
Sehr schnell auf die Einführung des IDNA-Standards reagiert hatten die Entwickler der Libidn2-Bibliothek, die der Kodierung und Dekodierung internationalisierter Domainnamen dient: Sie implementierten den überarbeiteten Algorithmus des IDNA-Standards auf Basis einer entsprechenden Quellcode-Spende von DENIC schon 2011.